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Opulentes Spektakel

 

Schrille und fröhlich bunte Haushaltsgeräte, übergrosse Coca-Cola Dosen und Sandwiches unter farbigen Neonröhren – Alex Da Cortes Ausstellung Free Roses im Massachusetts Museum of Contemorary Art (MASS MoCA) ist opulent und spektakulär. Laut Kritiker Ryan John King von The Architects Newspaper weckt die postmodern anmutende Schau mit ihren verfremdeten Konsumgütern und Alltagsgegenständen einige Reminiszenzen an Steven Izenours, Denise Scott Browns und Robert Venturis Beschreibungen aus Learning from Las Vegas (1972).

Die bis Januar 2017 geöffnete Ausstellung ist Indiz dafür, dass der postmoderne Diskurs der 1970er- und 1980er-Jahre aktuell enttabuisiert und einer neuen Lesung unterzogen wird. In der kommenden Wochen wird sich archithese dieser spannenden Entwicklung aweiter nnehmen und lädt zu drei hochkarätigen Vorträgen ins Schweizerischen Architekturmuseum in Basel ein: Charlotte von Moos und Florian Sauter, Alex Lehnerer und Savvas Ciriacidis sowie Oliver Lütjens und Thomas Padmanabhan werden die über Bedeutung der Postmoderne für den aktuellen Architekturdiskurs sprechen.

 

Text: Elias Baumgarten – 27.9.2016
Bilder: John Bernaldo

Auseinandersetzung mit der Massenkultur
Alex Da Corte, der laut Ryan John King in der Tradition von Popart und Surrealismus zu verorten ist, setzt sich mit seiner Schau im MASS MoCA mit der westlichen Massenkultur auseinander. Laut Ryan John King erwarten die Besucher eine Dekonstruktion des modernen Zuhauses und der Gedankenwelt seiner Bewohner: Zwischen bunten Einrichtungsgegenständen liegen Coca-Cola Dosen und Subway-Sandwiches in Übergrösse umher, ein Schwan aus Plastik schwimmt in einem Pool gefüllt mit lilafarbenem Wasser und ein ausgestopfter mechanischer Hund läuft stupide im Kreis. King schreibt, durch diese «Manipulation des Vertrauten» entstünde ein unbequemes Jamais vu, denn bekannte Objekte und Situationen scheinen völlig fremd und neu. Für ihn ist die Schau deshalb ein Spiel «frei flottierender Signifikanten» im Sinne der postmodernen Philosophie Jacques Derridas. Denn die Bedeutung der ausgestellten Gegenstände ist unklar geworden, mehrdeutig, und kann vom Rezipienten neu zugewiesen werden.

 

Rehabilitation der Postmoderne
Da Cortes schrille Schau mutet mit bunten Neonröhren, überzeichneten Konsumprodukten, Spiegeln und Streifenmustern in schwarz und weiss auffallend postmodern an. So scheint Free Roses Symptom einer aktuellen Tendenz in Kunst und Architektur zu sein, den postmodernen Diskurs zu rehabilitieren und neu zu interpretieren, um eine Kritik an der Gegenwartskultur anzubringen. Auch archithese greift diese spannende Entwicklung, welche vermehrt auch in der Schweizer Architekturszene spürbar ist, auf: Bereits am 1. September ist das Heft Postmoderne – neu gelesen erschienen, welches die theoretischen Diskurse der 1970er- und 1980er-Jahre in der Hoffnung neu erschliesst, dass die junge Generation ihr subversives Potenzial zu nutzen weiss. Und am 4. Oktober um 18.00 Uhr lädt archithese zusammen mit dem Schweizerischen Architekturmuseum zur Reflexion der postmodernen Debatten nach Basel ein – jedoch nicht um etablierte Erzählstränge zu bestätigen, sondern neue Lesungen zu ermöglichen und bisher wenig bekannte Ansätze zutage zu fördern.

 

Die Ausstellung Free Roses ist im Massachusetts Museum of Contemporary Art noch bis Januar 2017 zu sehen. Weiter Informationen erwarten Sie hier.

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