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Cover Urbanität und Dichte im Städtebau

Hong Kong In-Between

Aufforderung zur Aneignung öffentlichen Raums

 

Text: Elias Baumgarten – 7.11.2015
Foto: Jørg Himmelreich

 

Hat man das Buch «Hong Kong In-Between» der Schweizer Architektinnen Géraldine Borio und Caroline Wüthrich einmal in der Hand, fällt es schwer wieder die Finger davon zu lassen: Die Grafiken, die Fotos, die Integration der chinesischen und englische Ausgabe, die Überschriften wie Reklameschilder – all das macht das Buch so anziehend. Man glaubt, es öffne eine Passage nach Hong Kong.

Die beeindruckende Gestaltung ist kein Selbstzweck, sondern spannt für den Leser die untersuchten Räume auf: Die engen back lanes der unter chronischem Platzmangel leidenden Megacity. Ihre Atmosphäre, Dichte, Mehrfachbewegung und ständige Veränderlichkeit werden beim Blättern und Lesen erfahrbar. Gerade für Architekten ein grosses Vergnügen. Die Autorinnen fragen nach Strategien der Aneignung: Wie verschaffen sich die Bewohner Platz in einer Stadt ohne funktionierenden öffentlichen Raum? Wir lernen, dass dies durch die Verlegung des Lebens nach draussen gelingt, durch die Besetzung der Zwischenräume Hong Kongs, die Einrichtung von open-air Wohnzimmern. Mit dem «Stag Project» wurde schliesslich eine eigene Intervention zur Raumaneignung erprobt. Aus selbstgebauten tragbaren Stühlen werden Tools für den ersten Schritt einer Reconquista öffentlichen Raums und seiner Transformation.

Nach der Lektüre blieb die Frage, ob und wie die Strategien aus Hong Kong auf einen westlichen Kontext umgemünzt werden könnten? Beim aktuell strahlenden Herbstwetter hatten wir heute so gar keine Lust Stühle zu bauen, sondern haben uns einfach am Fluss ins Gras gesetzt.

 

Géraldine Borio und Caroline Wüthrich, Hong Kong In-Between, Zürich: Park Books 2015.

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