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Respektvolle Kraft

Im Auftrag des Kulturfestivals Origen verwandelte das Architekturbüro gasser, derungs in Riom mit viel Fingerspitzengefühl eine leerstehende Scheune in einen Theaterraum. Jetzt wurde das Team für seinen Eingriff mit dem Messing-Bolzen des Vereins Gute Bauten Graubünden geehrt.

 

Text: Cyrill Schmidiger – 14.11.2017  
Fotos © Origen Festival Cultural

 

Existenzfragen
Wie lassen sich ehemalige Ställe nutzen, wenn sie das Ortsbild ihrer Gemeinde entscheidend prägen und deswegen nur wenig Spielraum für architektonische Eingriffe bieten? Eine versteckte Zweitwohnung muss dabei nicht die einzige gangbare Lösung sein, wie ein aktuelles Beispiel aus Riom zeigt: Dort liess sich das Kulturfestival Origen nieder und eröffnete 2015 in einer voluminösen Scheune namens Clavadeira einen ganzjährig bespielbaren Theaterraum.

 

Präzise Eingriffe
gasser, derungs intervenierten nur minim, so dass der Charakter des Stalls weitgehend erhalten blieb. Bei der sanften Umwandlung zur Kulturstätte versuchten sie insbesondere die originäre Raumstimmung zu wahren: Durch die Lamellen und Holzschnitzereien fällt weiterhin sparsames Licht in das Innere und sorgt für eine mystische Atmosphäre. Dezente Aussenverglasungen schliessen aus akustischen und energetischen Gründen diese Öffnungen. Das alte Mauerwerk mit seiner über die Jahrhunderte angesetzten Patina wurde belassen, ebenso der Flusskieselboden im Foyer. Neu ist das Foyer in der ehemaligen Remise durch eine Betontreppe mit dem Obergeschoss verbunden. Dort gibt es einen grossen Theatersaal für 210 Personen und einen Raum für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen, Kammerkonzerte oder kleine Tagungen.

 

Theater in den Alpen
Origen (rätoromanisch für Ursprung) setzt sich mit mythischen Stoffen auseinander und interpretiert sie abseits des städtischen Kulturlebens neu. Mit temporär errichteten Bauten erkundet das Festival alpine Landschaften und inszeniert diese mitunter als Szenerie. Obwohl die Spielorte jährlich variieren, existieren zwei Stammhäuser in Riom: die mittelalterliche Burg und die Clavadeira. Damit wendet sich der Intendant Giovanni Netzer bewusst von der Blackbox ab. Auf seiner Homepage liest man: «Origen spielt in der Welt. Die Welt ist Bühne, sagt Shakespeare. Origen ist Welttheater.» Eine umgebaute Scheune inmitten der imposanten Bergkulisse sieht Netzer als optimalen Ort für dieses ambitionierte Programm.

 

 

> Daniel A. Walser schrieb für archithese Swiss Performance 2018 eine Architekturkritik über den Origen-Turm auf dem Julierpass.

> Manuel Pestalozzi hat den Zentralbau des Origen auf dem Julier bereits im Sommer besucht.

> In archithese 2.2017 Neues Feingefühl lesen Sie einen Bericht über Lilitt Bollingers Stallumbau in Obstalden.

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