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(Un)auffällig einfach

Nach ihrem Sieg im Ideen- und Projektwettbewerb 2017 ersetzen Burckhardt+Partner AG die Häuser der Basler Wohngenossenschaft Riburg. Als Bauherrn haben die Genossenschaftler beschlossen, einen Grossteil ihrer Liegenschaften in mittelfristiger Zukunft zu erneuern. Jetzt liegt der Entwurf für die erste Etappe vor: Er greift die städtebauliche Setzung der Altbauten auf, um den Charakter des Quartiers zu erhalten, und schlägt leise doch wohlkomponierte Töne an.

 

Text: Cyrill Schmidiger – 8.2.2018
Bilder: Burckhardt+Partner AG

 

Mehrere Probleme
Die Wohngenossenschaft Riburg am östlichen Stadtrand von Kleinbasel besteht aus 59 Gebäuden mit insgesamt 390 Wohnungen. Ihre Häuser wurden zwischen 1947 und 1969 errichtet und weisen zum Teil dürftige Bausubstanz auf. «Daher können sie nicht nachhaltig saniert werden», sagt Genossenschaftspräsident Peter Bänziger. «Ausserdem entspricht der aktuelle Wohnungsmix nicht mehr den heutigen Bedürfnissen: Insbesondere fehlt es an geeignetem Wohnraum für Familien und ältere Personen», so Bänziger weiter. Der Genossenschaftsvorstand setzte sich schon seit 2015 mit der Weiterentwicklung der Siedlung Riburg auseinander. Nach Abschluss eines Ideen- und Projektwettbewerbs hat das Architekturbüro Burckhardt+Partner AG 2017 den Auftrag erhalten, ein Gesamtkonzept zu erarbeiten.

 

Sorgfältige Verdichtung
In einer ersten Etappe werden die ältesten Liegenschaften an der Riburgstrasse 3–13 ersetzt. Durch die maximale Ausnutzung der bestehenden Zonenvorschriften können neu 59 anstatt 36 Wohnungen angeboten werden. Der Fokus liegt auf Familienwohnungen: Rund 60 Prozent der geplanten Einheiten verfügen über 4,5 oder 5,5 Zimmer – und somit über eine Fläche zwischen 100 und 128 Quadratmetern. Entstehen werden aber auch zwölf 2,5- und elf 3,5-Zimmerwohnungen mit einer Fläche von 55 respektive 85 Quadratmetern. «Die Mietpreise in den Neubauten werden moderat ausfallen und weit unter den marktüblichen Zinsen im Umfeld liegen», versichert Bänziger. Doch was das konkret heisst, ist noch offen. Auf der Homepage der Wohngenossenschaft wird aktuell ein durchschnittlicher Mietzins von circa CHF 1 000 angegeben (inklusive Nebenkosten). Diese Summe bezieht sich auf 3- bis 4-Zimmerwohnungen mit 76 Quadratmetern Wohnfläche.

 

Vertraute Typologie
Der Entwurf des Basler Teams wahrt den Charakter der Siedlung, die bereits jetzt mitunter aus dreigeschossigen Zeilenbauten besteht. Die Neubauten aus Holz zeichnen sich durch steile Satteldächer aus. Anders als bei den alten Gebäuden, die regelmässige Lochfassaden mit kleinen Fenstern und bunten -läden aufweisen, sind sie mehrfach aufgelockert – durch hohe rechteckige Lukarnen, quadratische Dachfenster und kleine Terrasseneinschnitte. Rhythmisch angeordnete Balkone und Erker gliedern die traufseitigen Fassaden, während die Stirnfronten mit nur wenigen Fenstern durchbrochen sind. Die Architektur ist einfach und kommt ohne spektakuläre Gesten aus. Dennoch stellt das sorgsam durchkomponierte Projekt einen Mehrwert für das Viertel dar – und das nicht nur wegen grosszügigen Fensteröffnungen und abwechslungsreichen Fassaden: Gestalterisch greift das Konzept mit dem Aussenraum ineinander. Dieser wird zur Quartierstrasse hin den Parterrewohnungen zugeschlagen. Auf der Gartenseite sollen Gemeinschaftsplätze entstehen. Sie sind als Begegnungsorte gedacht.

 

Baldiger Startschuss
An der ausserordentlichen Generalversammlung der Wohngenossenschaft Riburg vom 18. Januar 2018 nahmen die Stimmberechtigten das Projekt der ersten Bauetappe klar an. Das Budget für CHF 28 Millionen wurde bewilligt. Sofern das Baugesuch alle rechtlichen Hürden nimmt, sollen im Frühjahr 2019 die Bagger anrollen. Der Bezug ist auf den Herbst 2020 geplant.

 

> In der Swiss Performance 2018 erfahren Sie mehr über die Wohnsiedlung Orenberg in Ossingen von BDE Architekten. 

> Die Schau Together! Wie wollen wir wohnen? im Vitra Design Museum in Weil am Rhein diskutierte neue Formen des Zusammenlebens. 

> Burckhardt+Partners Hochhaus für Roche Diagnostics in Rotkreuz bresprechen wir in der Swiss Performance 2012.

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