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Grosszügige Architektur – wenig Freiräume

In der Zürcher Hochschule der Künste brodelt es. Im 7. Stock des Toni-Areals wurden Wände und Glastüren von Studierenden mit Graffiti versehen. Der Zeitraum ist wohl kein Zufall – heute werden die Masterarbeitet gezeigt, die Aufmerksamkeit ist entsprechend hoch. Künstlerisch wertvoll sind die Graffiti nicht, doch ihre Botschaft ist deutlich: Es ist höchste Zeit, dass es eine breite Diskussion um den Umgang mit den Räumen und Wänden der Schule und damit über das restriktive Regelwerk zur Nutzung geben muss. Damit eine Kunstschule ein Ort der Kreativität sein kann, müssten dazu vor auch Teile der Brandschutzverordnungen revidiert oder zumindest gelockert werden.

 

Text: Jørg Himmelreich – 9.6.2016
Foto: Facebook

 

Das es zu Protestakten kommen würde, war vorauszusehen. Tanja Herdt schrieb bereits in ihrem Essay in der Swiss Performance 2015, dass die neue Heimat der ZhdK im Toni Areal problematisch sei. Und das nicht weil die Architektur unzureichend sei. Die komplexen, vielfältigen aber meist neutral gestalteten Räume hätten ein riesiges Potenzial zur künstlerischen Bespieglung. Doch strenge und zahlreiche Regeln stünden einer spontanen Aneignung auf viele Arten im Wege. 

tsüri berichtet regelmässig über den Konflikt und konstatiert: «Weil durch den Zusammenzug der Departemente die nutzbare Raumfläche – im Vergleich zur dezentralen Organisation davor – im Toni-Areal kleiner wurde, gelten auch die Eingangs- und Kaskadenhallen als temporär nutzbare Ausstellungs- und Vorlesungszonen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass sie sich nur beschränkt als Vermittlungsorte bespielen liessen – insbesondere deshalb, weil es untersagt war, die Wände und Räume in irgendeiner Art und Weise zu bespielen.»

Dass die Regeln zu streng sind, findet auch Architekt Daniel Niggli von EM2N. Gegenüber Zett sagte er: «Mit der Architektur hat (der jetzige Konflikt) wenig zu tun. Hier geht es um einen Aushandlungsprozess zwischen Studierenden, Hausdienst und Schulleitung. Ich meine, etwas mehr Anarchie wäre nicht schlecht!»

Nun scherbelt es. Studierende haben in der 7. Etage Flure quick and dirty mit Graffiti «verziert». Das ist wohl kein Zufall, denn dort sind die Studios der Fachbereiche Medien + Kunst angesiedelt. Die Sprayerein sind künstlerisch wenig wertvoll. Umso eindeutiger ist ihre Botschaft: Die Regeln zur Nutzung und Bespieglung der Architektur sind zu streng. Nun gilt es Konzepte zu finden, die es erlauben, das die Kunsthochschule nicht weiter ein Ort weisser leerer Wände bleiben muss und zeigen, dass nicht die Architektur des Toni das Problem ist, sondern die Vorschriften bezüglich ihrer Nutzung.

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