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Gespräche zur Zukunft der Ausbildung

Als Gastgeber im «Salon Suisse» präsentierte Peter Staub von der Universität Liechtenstein im Palazzo Trevisan degli Ulivi in Venedig das internationale Forschungsprojekt «New Schools of Thought». In entspannter Atmosphäre wurden in informellen Gesprächsrunden Ideen für zukünftige Formen der Architekturvermittlung geboren.

 

 

Text: Anna Valentiny – 1.6.2016
Fotos: Elias Baumgarten + Anna Valentiny

 

Zur Zukunft der Architekturausbildung 

Mit dem Event «New Schools of Thought – Challenging the Frontiers of Architectural Education» im Schweizer Konsulat im Palazzo Trevisan initiierte das Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein eine Serie Debatten über die Zukunft der Architekturausbildung und –vermittlung. Die Veranstaltung am Samstag, dem 28. Mai 2016 glich einem Speed-Dating: Redner und Rednerinnen standen an fünf im Raum verteilten Tischen und ersponnen anhand von Leitthemen Gedanken zum Status quo und zur Erweiterung der Architekturausbildung. Nach jeweils dreissig Minuten signalisierte Peter Staub das Ende der Runden per Glocke und damit den Tisch- und Platzwechsel.
Mitglieder der Forschungsgruppe NeST (New Schools of Thought) wie Angelika Schnell (archithese 2.2016 berichtete über ihr Entwurfsstudio an der Akademie der Bildenden Künste in Wien), Wolfgang Tschapeller und Johan de Walsche von der Universität Antwerpen sowie Vera Kaps, Georgia Papathanasiou und Hugo Dworzak von der Universität Liechtenstein diskutierten beispielsweise über Themen wie die erweiterten Felder der Architekturausbildung und –vermittlung ausserhalb klassischer Architekturschulen oder die Bedeutung der Architekturschule als realer Raum im Verhältnis zu der darin stattfindenden Lehre mit Protagonisten der internationalen Architektur- und Kunstszene wie Odile Decq, Martino Stierli, Harriet Harris, Lukas Feireiss und Vicky Richardson. Das offene Setting erlaubte, dass auch Gäste mitdiskutieren.

 

Thematische Verflechtungen
Die Redaktion der archithese war durch Chefredaktor Jørg Himmelreich und Verlagsleiterin Andrea Wiegelmann in die Gespräche eingebunden.
Bei Johan de Walsche von der Universität Antwerpen und Harriet Harris vom Royal College of Art in London, Peter Staub und Andrea Wiegelmann wurden unter dem Thema «Tendencies and Reactions in Architectural Education» beispielsweise die Phänomene der fortschreitenden Digitalisierung und Robotisierung besprochen und auf die Handlungsnot der Architektur (-ausbildung) auf eine sich stetig wandelnden Gesellschaft hingewiesen. Bis dato würde das Lehren einer inhaltlichen und kritischen Fragestellung im Entwurf an den Schulen zu kurz kommen, die eigentlich an der Basis eine adäquaten Architekturausbildung zu stehen hätte.
Ein weiterer Themenblock «Architectural Mediation Beyond the School» um den Protagonisten Martino Stierli, Kurator der Architekturabteilung des MOMA in New York, befasste sich mit dem Thema der Architekturvermittlung über den Kontext der Schulen hinaus. Stierli wies auf die bildende Funktion von Museen hin, die in Amerika im Gegensatz zu Europa an die Funktion und Wichtigkeit architektonischer Institute mit frei verfügbaren Archiven heranreichten. Er thematisierte die Notwendigkeit der Allgemeinverständlichkeit musealer Formate, während sich in deren Rahmen stattfindende Symposien eher an ein Fachpublikum richten sollten.
Zum Thema «the Expanding Fields of Architectural Education» diskutierte Vera Kaps mit Lukas Feireiss, Angelika Schnell und Jørg Himmelreich nicht nur über das Architekturstudio als klassisches Ausbildungsformat sondern auch über Architekturvermittlung als Werkzeug, um ein erweitertes Publikum über den gebauten Raum zu bilden. So plädierte Lukas Feireiss (der Architektur, visuelle Kultur, Design und Kunst aus Sicht eines Geisteswissenschaftlers lehrt und vermittelt) dafür, dass sich Architekturausstellungen wie etwa die Architekturbiennalen die räumliche Komponente von Architektur stärker zunutze machen sollten. Denn Vermittlung oder auch Ausbildung müsse ein Stück weit auch visuell und räumlich ansprechen oder gar sexy sein. So führte er den Begriff Edu-tainment ein.

 

Pingpong zwischen schriftlichem und mündlichem Diskurs 

In Holzrahmen, die den Raum gliederten, hingen druckfrisch die Zeitungen «New Schools of Thought», die über die ersten Forschungsergebnisse der Forschungsgruppe NeST informieren. Diese zum Anlass verfasste Publikation enthält Artikel, Interviews und Projekte, in denen unter anderem der Kontext von neuen Denkschulen besprochen sowie das sich stetig erweiternde Feld der Architekturvermittlung und Räume des Lernens beleuchtet wird. Auch die neue archithese 2.2016 «Bildungslandschaften» feierte beim Anlass ihre Vernissage. Für einen Tag begegnete einem das grellorangene Heft danach immer wieder in den Giardini und im Arsenale.

 

Auch in der aktuellen Ausgabe der archithese haben Peter Staub, Vera Kaps und Johan de Walsche über das Forschungsprojekt NeST und die darin entwickelten Ideen zur Zukunft der Architekturausbildung geschrieben. Die neue archithese können sie hier bestellen.

Die Zeitschrift «New Schools of Thought» gibt es zudem hier als online Version.

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