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Freespace

Yvonne Farell und Shelly McNamara, die Kuratorinnen der 16. Architekturbiennale in Venedig, knüpfen an die Themen Alejandro Aravenas an. Sie wollen Architektur als aktiven Player im Alltag verankern und aus jedem Projekt Grosszügigkeit schöpfen und zugleich den Sinn für Humanität und Selbstlosigkeit schärfen.

 

Text: Anne-Dorothée Herbort – 12.6.2017

 

Die von Alejandro Aravena kuratierte 15. Architekturbiennale in Venedig richtete 2016 einen kritischen Blick auf die weltweite Entwicklung von Architektur und forderte, dass den Bedürfnissen von Individuen und Gemeinschaften besser Rechnung getragen werden müsse und sie – im Idealfall – selber in den Gestaltungs- und Bauprozessen einzubinden sein. 

 

Architektur als Instrument der Zivilgesellschaft
Die im Januar ernannten Kuratorinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara der nächsten Ausstellung in Venedig im kommenden Jahr wollen an Aravenas Linie anknüpfen, sie aber aus einer anderen Perspektive betrachten. Sie möchten die Qualität des öffentlichen und privaten Raums, der Stadt, des Territoriums und der Landschaft als Handlungsräume der Architektur in die kritische Auseinandersetzung einbeziehen. Die Irländerinnen, berühmt für die Finesse ihrer Arbeit, sind auch für ihre intensive didaktische Aktivität und ihr Geschick bekannt, junge Generationen einzubeziehen und zu begeistern. Unter anderem lehrten sie in Mendrisio und Harward. Letzte Woche präsentierten Farrell und McNamarra ihr Thema für die 16. Architekturbiennale in Venedig der Presse: Freespace. Unter diesem Begriff verstehen die Kuratorinnen eine Architektur, die sich Selbstlosigkeit und Humanität auf die Fahne schreibt und den Schwerpunkt auf soziale Belange legt. Das Thema verspricht Architektur als Instrument der Zivilgesellschaft zu ergründen und verschiebt sich von Aravenas Fokus, auf eine Architektur die mit ihren formalen Qualitäten Feingefühl und Wohlwollen in der lokalen Bevölkerung auslösen kann und soll. Sie möchten Segregation, Ungleichheit, Suburbia, Zugang zu Sanitären Einrichtungen, Naturkatastrophen, Wohnungsknappheit und Migration in den Fokus der nächsten Schau rücken.

 

Den Reichtum erkennen
Architektur soll in den Augen der Kuratorinnen den Nutzern Freiräume und Mehrwerte schenken und im Idealfall sogar unausgesprochene Bedürfnisse Aussenstehender erfüllen. Für die Gründerinnen des Architekturbüros Grafton Architects aus Dublin muss Architektur, die als ziviles Instrument fungiert, nicht entworfen, geplant oder kontrolliert werden. Die Ausstellung Freespace wird versuchen, Architektur als aktiven Player sichtbar zu machen. Farell und McNamarra sind überzeugt, dass aus jedem Projekt unerwartete Grosszügikeit zu schöpfen sei, auch wenn die finanziellen oder sozialen Verhältnisse limitiert oder schwierig sein. Die Kuratorinnen sehen – so sagten sie an der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch – sehen die Erde als Kunde an und das bringe eine grosse Verantwortung mit sich. Architektur sei ein Spiel von Sonne, Schatten, Mond, Luft, Wind und Schwerkraft und mache die Geheimnisse der Welt sichtbar. All diese Ressourcen sein unbezahlbar und frei!


Die 16. Architekturbiennale von Venedig findet vom 26. Mai bis zum 25. November 2018 in den Gärten, im Arsenale und an weiteren Schauplätzen Venedigs statt.

 

 

Pritzkerpreisträger Alejandro Aravena kuratierte die 15. Ausgabe der Architekturbiennale in Venedig.

> Fünf Finalisten bleiben im Rennen für den Beitrag im Schweizer Pavillon auf der 16. Architekturbiennale.

> Im letzten Jahr präsentierte sich die Schweiz in Venedig mit Christian Kerez' Incidental Space.

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