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Drei Künstler – ein Medium

Die Ausstellung Constructed Epiphany verhandelt drei künstlerische Positionen. Im Medium der Fotografie nehmen architektonische Utopien Gestalt an. Bauruinen werden zweckentfremdet und auf ihre geometrischen Formen reduziert zu Skulpturen.

 

 

Text und Bilder: Katz Contemporary – 28.7.2016

Remixed Modernism
In der Serie Le Corbusier (Somewhere Nowhere) verwirklicht Dionisio González mit Hilfe von Fotomontage zwanzig geplante, aber nie realisierte Projekte von Charles-Édouard Jeanneret. In seinen Arbeiten nehmen architektonische Utopien Gestalt an und erscheinen gleichzeitig äusserst real. Die Serie ist allerdings nicht rein dokumentarisch zu verstehen, sondern vielmehr lässt die Collage der Fragmente eine neue, fiktive und angereicherte Mythologie entstehen. González’ Werkserie werden Skizzen Le Corbusiers gegenübergestellt, welche die gezeigten Arbeiten in einen Kontext setzen und die Grenzen von Utopie und Wirklichkeit verschwimmen lassen.

 

Erscheinungen
Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit stehen für Sebastian Stadler die Fragen nach dem Realitätsanspruch der Fotografie, dem Wert des Bildes im Zeitalter der digitalen Bilderflut und der damit zusammenhängenden Veränderung unserer Wahrnehmung. Der Ausgangspunkt seiner Arbeit stellen dabei meist Beobachtungen seiner unmittelbaren Umgebung dar.
In der Serie L’apparition überlagern virtuelle Lichtphänomene Bilder realer Landschaften. Bei einigen Bildern der Serie arbeitet Stadler mit Doppelbelichtung: Auf einem analogen Filmstreifen hält er zunächst Bilder seiner unmittelbaren Umgebung fest. Den selben Film belichtet er ein zweites Mal, indem er Fragmente von Bildschirmen in Nahaufnahmen abfotografiert. Die scheinbar perfekte Oberfläche löst sich beim genaueren Hinsehen in ihre einzelnen Bestandteile auf.  Diese Pixelstrukturen werden durch die Doppelbelichtung zu digitalen Spuren in der realen Landschaft.

 

Ruinen finden und konstruieren
Jason Klimatsas verfolgt bereits über Jahre hinweg die Spur von Bauruinen, wie man sie oft an der griechischen Küste findet. Dabei entstehen einerseits fotografische Arbeiten wie auch dreidimensionale Nachbauten in verschiedenen Dimensionen und Materialien – vom Tischmodell aus Graukarton bis zu grossformatigen Plastiken aus Holz oder in Beton gegossen. Den Künstler interessiert dabei besonders der skulpturale Aspekt, der insbesondere bei freistehenden Gebäuden zutage tritt. Dabei findet nicht nur die äussere Hülle der Ruinen Beachtung. Geometrische Formen offenbaren sich auch im Innern, wenn der Ausblick durch die bestehende Architektur geometrisch gerahmt wird. Klimatsas selbst bezeichnet seine Arbeit als «formalistisch», der geometrische Blick steht dabei stets im Vordergrund. Der politische Aspekt ist nicht die Hauptmotivation des Künstlers, schwingt aber unterschwellig mit. Klimatsas arbeitet stets mit vorgefunden Strukturen und Gebäude werden nach dem Kriterium ausgewählt, wie prägnant die geometrischen Formen darin zum Vorschein kommen. Der Künstler reduziert die Bauruinen in seinen fotografischen wie auch dreidimensionalen Arbeiten auf ihre geometrischen Formen und entfremdet sie damit ihrem ursprünglichen Zweck. Das ruinenhafte Gebäude erscheint dadurch jedoch in einem ganz anderen Licht und wird zur Skulptur erhoben.

 

Im Untergeschoss wird parallel die von Serge Ziegler kuratierte Ausstellung Cabinet – Constructed Epiphany, seen by Serge Ziegler zu sehen sein. Gezeigt werden utopische Städte und Sozialstudien von Giovanni Battista Piranesi, André Thomkins und David Claerbout.

 

Die Galerie Katz Contemporary in der Talstrasse 83 in Zürich ist von Dienstags bis Freitags, von 11–18 Uhr und Samstags von 12–16 Uhr geöffnet.

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