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Collagierte Visionen

Mies van der Rohe liess die Grenzen zwischen Architektur und Kunst in seinen grossformatigen Collagen ineinander fliessen. Das Ludwig Forum in Aachen bringt aktuell 50 seiner Arbeiten aus der Sammlung des MoMA mit Werken moderner Künstler des 20. Jahrhunderts in einen Dialog und spannt damit einen Bogen bis hin zu zeitgenössischen Fotomontagen der Gegenwart.

 

Text: Jørg Himmelreich – 12.1.2017
Bild: Mies van der Rohe, Resor House, Perspektive der Wohnräume durch die südliche Glaswand, 1941, Bleistift und Collage aus Furnierholz, Reproduktionen und Fotos auf einem Zeichnungsbrett, 76.1 x 101.5 cm, Mies van der Rohe Archive des MoMA

 

Ludwig Mies van der Rohe, einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, schuf zwischen 1910 und 1965 eine Vielzahl von Collagen, welche die Gestaltungsprinzipien seiner Architektur verdeutlichen. Diese meist grossformatigen Arbeiten sind weit mehr als skizzenhafte Architekturkonzepte. Sie sind eigenständige Kunstwerke, die den architektonischen Entstehungsprozess begleiten und die Visionen von Mies bildlich darstellen.

Im Kontext von moderner und zeitgenössischer Kunst präsentiert die Ausstellung mit rund 50 Leihgaben aus dem New Yorker Museum of Modern Art weltweit erstmalig in diesem Umfang die Collagen des international renommierten Architekten.

Die bildnerische Technik der Collage reflektiert die ästhetischen Prinzipien, den Zeitgeist und das Lebensgefühl der Moderne die von Krieg, Industrialisierung und Revolutionen geprägt war. Collagen kamen unter dem Einfluss der Kunstströmungen Dada, Konstruktivismus und de Stijl auch in der Architektur zur Anwendung.
Abrupte Blickwechsel, die Freiheit von Perspektive, Ort und Zeit, das Montieren von vorgefundenen Elementen und eine auf verschiedene Materialien konzentrierte Ästhetik, wie sie bei Mies zum Einsatz kommen, stehen in einem historischen Kontext zu Künstlern der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Mies integrierte in seinen Collagen fast immer Werke befreundeter Künstler. Kunst und Architektur verschmelzen in seinen Bildkompositionen. Einige ausgewählte Werke der Avangardisten der Moderne setzen sein Schaffen in einen geschichtlichen Kontext. Werke zeitgenössischer Künstler die sich unmittelbar mit Mies’ Schaffen auseinandersetzen oder eigens Kunstwerke für die Schau konzipiert haben, ziehen die zeitliche Achse bis in die Gegenwart und machen den Einfluss des international bekannten Vertreter der Moderne damals wie heute deutlich.

 

In Aachen ist die Ausstellung bis zum 12. Februar 2017 zu sehen. Später wandert sie ins Museum Georg Schäfer nach Schweinfurt, welches die Ausstellung in Kooperation mit dem Ludwig Forum entwickelt hat. Sie bleibt dort vom 26.2–28.5.2017 ausgestellt.

 

> Frank Rolf Werner stellt in seinem Artikel «Blickwechsel»der in archithese 3.2016 Postmoderne – neu gelesen erschienen ist, Architekturzeichnungen in den Kontext der Geschichte architektonischer Imaginationen. Die Collagen von Mies van der Rohe werden dabei näher unter die Lupe genommen.

> Mit Collage zeigt die deutsche Künstlerin Frauke Dannert erstmals ihre Arbeiten in der Schweiz. Ihr Medium ist die Collage; ihr wichtigstes «Material» sind Architekturen.

> Die archithese schriftenreihe wird das Thema im Herbstheft Bri-Collagen weiter ausführen.

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